Burg Blankenheim: Residenz der letzten regierenden Gräfin aus dem Hause Manderscheid-Blankenheim

Blankenheim um 1810, Aquarell von Matthias Joseph de Noel (1782-1849)

Die Burg Blankenheim vor 1794

Man kann sich heute nur noch schwer ein konkretes Bild davon machen, wie prachtvoll die über dem Ort hochragende Burg der Grafen von Manderscheid-Blankenheim einmal aussah. Denn die auf einem Plateau stehende mehrteilige Burg, die ihren Ursprung im Hochmittealter hatte, verfiel im 19. Jahrhundert und wurde im 20. Jahrhundert mehrfach verändert.

Graf Salentin Ernst (1630-1705) hatte die Burg zu einem barocken Schloss umgebaut. Sein Sohn Franz Georg (1669-1731) vollendete den Schlossbau mit einer ausgedehnten Gartenanlage, in der sich große Terrassen, eine Fasanerie, ein Tiergarten, eine Orangerie und kleine antikisierende Tempel als Aussichtspunkt auf der höchsten Stelle des Berges befanden.

Im ganzen Bauensemble spiegelten sich das adelige Selbstverständnis, der Rang und die Vornehmheit des Herrscherhauses.

Die Grafen von Manderscheid-Blankenheim, Freiherrn zu Jünkerath, Herren von Daun und Erp

Die Reichsgrafen von Manderscheid-Blankenheim verstanden über viele Jahrhunderte lang — sowohl politisch wie auch gesellschaftlich — ihre Macht zu demonstrieren und repräsentieren. Das seit 1669 reichsunmittelbare Dynastengeschlecht spielte in der Geschichte des Rheinlands und der Eifel eine führende Rolle. Durch Heiraten und Erbschaften besaßen sie ein umfangreiches Territorium. Politisch spielten sie auf internationaler Ebene eine Rolle und erlangten hohe Stellungen an kurfürstlichen Höfen.

Die Gräfinnen waren begehrte Heiratskandidatinnen oder anderenfalls in hochadeligen Damenstiften präsent und erlangten in den kaiserlich freiweltlichen Stiften Essen, Thorn und Elten die Würde einer Fürstäbtissin.

Augusta von Sternberg-Manderscheid (1744 – 1811)

Augusta wurde in Köln als älteste Tochter des Grafen Johann Wilhelm und der Luise Franziska Wilhelmine zu Salm-Salm geboren. Wie alle Töchter des Hauses Manderscheid-Blankenheim erhielt sie eine vornehme Erziehung in einem hochadeligen Damenstift. Als passenden Ehemann empfahl ihr Onkel, der Prager Erzbischof Johann Moritz Gustav, einen Sohn „des ältesten und ersten Hauses im Königreich Böhmen“: Philipp Christian von Sternberg. Die Heirat fand am 7. November 1762 statt.

Als nun im Jahr 1780 das Grafengeschlecht von Manderscheid-Blankenheim in männlicher Linie ausstarb, fiel der gesamte große und bedeutende Besitz an die älteste Tochter des Hauses, Augusta von Sternberg-Manderscheid, wie es ein Jahrzehnte zuvor abgeschlossener und vom Kaiser bewilligter „Pacto Familiae“ in dieser Ausnahmesituation erlaubte. Die erneute Belehnung mit der Herrschaft Erp verweigerte der Kölner Kurfürst jedoch – dieses Lehen an eine herrschende Frau zu vergeben war nicht vorstellbar.

Das Ehepaar Sternberg-Manderscheid kehrte aus Prag an die Residenz nach Blankenheim zurück, um die Regierungsgeschäfte von dort zu führen.

Der Ehemann Philipp Christian wurde fortan nur als Mitregent (corregens) bezeichnet.

Für Blankenheim begann mit Augustas Herrschaft eine gute Zeit, in der zahlreiche Reformen in der Armenfürsorge, der Wirtschaftsförderung, in der Schulbildung, bei den Steuern und in den Finanzen zu mehr Wohlstand führten. Das bis heute unveränderte Kanzleigebäude unterhalb der Burg wurde in ihrer Regierungszeit errichtet.

1794 flohen Augusta und ihre Familie vor den heranrückenden französischen Revolutionstruppen nach Böhmen. Vergeblich versuchte Augusta von Prag aus ihren Besitz in der Eifel einzuklagen. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde sie mit zwei Besitzungen in Oberschwaben entschädigt, die bei Weitem nicht an die Eifeler Herrschaft heranreichten.

Bis zu ihrem Tod 1811 in Wien hielt Augusta Kontakt zu Blankenheim und ließ sich das Gerolsteiner Wasser nach Böhmen schicken.

Kopfbild: Blankenheim um1810, Aquarell von Matthias Joseph de Noel (1782-1849)

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