Hostel: Familiensitz zweier Förderinnen der katholischen Jugenderziehung

Hostel, Friedenthalstraße 15

Denkmalgeschützter Ortskern in Hostel

Im malerischen, kleinen Fachwerkdorf Mechernich-Hostel stechen am Dorfanger zwei repräsentative, große Fachwerkbauten aus dem 17. Jahrhundert ganz besonders ins Auge. Die Hausinschrift am Gebäude am Frankenring 13 besagt, dass es am den 24. Juli 1656 von Valentin Hensch und Maria Picks errichtet wurde. Sie waren die Großeltern der Schwestern Mechtild und Maria Elisabeth Dahmen.

Über der Tür des großen Hauses in der Friedenthalstraße 15 ist zu lesen: Johan Gros und Agnede Brand anno 1682. Dieses Haus gehörte ebenfalls zum Besitz der Kaufmannsfamilie Johannes Hilger Dahmen und Maria Elisabeth Hensch, den Eltern der Schwestern. Beide Häuser symbolisieren Reichtum und Ansehen der Familie.

Nachhaltiges Mäzenatentum

In der Frühen Neuzeit waren für die Sicherung einer elementaren Bildung der Kinder auf dem Lande Geldgeber und Förderer besonders wichtig. Die Jungen und Mädchen des Dorfes wurden im Rechnen, Lesen und in der Religion oft durch den Pfarrer oder seinen Vikar unterrichtet; eine allgemeine Schulpflicht gab es erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts.

Für Jungen aus begüterten Familien standen Gymnasien, z.B. das Jesuitenkolleg in Münstereifel, offen. Doch Bildung für Mädchen, die über das Angebot im Dorf hinausging, gab es in der Region nur in den Mädchenschulen in Münstereifel und für kurze Zeit in Blankenheim.

Durch die Dahmenschen Stiftungen konnten Mädchen nachhaltig, bis zum Jahr 1992, im St. Angela-Gymnasium unterstützt werden.

Die Fördererinnen Mechtild (1717-1801) und Maria Elisabeth (1720-1799) Dahmen

Der reiche Kaufmann Johannes Hilger Dahmen hatte neun Kinder, die alle unverheiratet blieben. 1780 fiel das gesamte Vermögen den letzten noch lebenden Schwestern Mechtild und Maria Elisabeth zu. Fortan setzten sie es zur Förderung der katholischen Jugenderziehung im Umkreis ein. Sie finanzierten 1783 eine Rektoratsstelle an der St. Nikolauskapelle in Gemünd, damit dort sonntags eine katholische Messe gehalten und Schulunterricht erteilt werden konnte. 1786 stifteten sie in Kallmuth eine Frühmesse an Sonn- und Feiertagen und eine Schule. 1788 spendeten sie eine hohe Summe an die Schulvikarie in Mechernich.

Mit den höchsten Stiftungsbeträgen förderten sie 1780 bis 1788 die beiden Münstereifeler Mädchenschulen „Zum Salvator“, gegründet 1594 durch Margret Lynnerie in der heutigen Kapuzinergasse, und „Zum Namen Jesu“, gegründet 1716 in der Werther Straße.

Am 6. August 1788 sicherten die Schwestern durch die sogenannte „große Dahmensche Stiftung“ die Ausbildung für jeweils drei Mädchen, die zwei Jahre lang „in den Grundsätzen der christkatholischen Religion, im Lesen, Schreiben, Rechnen, Stricken, Nähen und andern weiblichen Arbeiten“ unterrichtet werden sollten. Vorrang hatten Stipendiatinnen aus der Verwandtschaft der Schwestern. Die Beziehung der Schwestern Dahmen zu Münstereifel war durch den Bruder Johann Josef (1724-1777) gegeben, der als Pater Rektor des Jesuiten-Kollegs gewesen war. Auch die Mädchenschule St. Salvator unterstand der Aufsicht der Jesuiten in Münstereifel.

Die Schwestern Dahmen würdigten mit ihren Förderungen ausdrücklich die Arbeit, die in den beiden Mädchenschulen geleistet wurde.

Ihre letzten Jahre verbrachten die Schwestern in Köln, im Haus vor St. Matthias Nr. 160. Die jüngere, Maria Elisabeth, starb 1799 im Alter von 79 Jahren, Mechtild mit 85 Jahren im Jahr 1801.

Kopfbild: Hostel, Friedenthalstraße 15, erbaut 1682 durch Johann Grohs und seine Frau Agneda Brandt, Foto: Gabriele Rünger

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