Zisterzienserinnentradition in Schweinheim

Am Steinbach, im Tal zwischen Kirchheim und Schweinheim liegt das ehemalige, reiche Zisterzienserinnenkloster „An der Himmelspforte“ (porta coeli).
Volkstümlich nennt man es bis heute „Kloster Schweinheim“, da lange Zeit die einzige Zufahrtsmöglichkeit vom Ort Schweinheim aus bestand.
Territorialgeschichtlich gehörte das Kloster zur Herrschaft Tomburg.
Im Jahr 1238 stiftete Ritter Gottfried von Tomburg das Kloster, besetzte es mit adeligen Nonnen, die dem Zisterzienserorden beigetreten waren, und übergab es dem Kölner Erzstift zum Schutz.
Die Grablege für seine Familie war in der Klosterkirche. Die geistliche Leitung oblag dem Zisterzienserkloster Heisterbach im Siebengebirge.
Spirituelles Leben im Kloster

Die Klostergründung entsprach dem spirituellen Bewusstsein des späten Mittelalters, in der mehr als 2.000 Klöster die Städte und Landschaften Europas prägten. Der Orden der Zisterzienser sah eine Urbarmachung des Landes, in dem die neuen Klöster angesiedelt wurden, vor.
Das Leben der Nonnen war geprägt durch ein „ora et labora“, fasten, persönliche Armut sowie eine strenge Hierarchie. Die Klöster sollten autonome Hofanlagen sein. Die für die Frauenklöster vorgesehene strenge Klausur innerhalb der Klostermauern verhinderte jedoch oft diese wirtschaftliche Autarkie, machten sie abhängig von Stiftern und Wohltätern und führte in vielen Fällen zu Verfall und Auflösung.
Wirtschaftlicher Erfolg und kulturelle Besonderheiten
Das Kloster „An der Himmelspforte“ hingegen konnte dank zahlreicher Stiftungen jahrhundertelang wirtschaftlich wachsen. Neben zahlreichen Besitzungen im Umland, aus denen Erbrenten eingezogen wurden, gehörten Weingüter an der Ahr und ein Stadthaus in Bonn dazu. So entwickelte es sich zu einem Wirtschaftsfaktor für die Region; die jeweilige Äbtissin war eine Respektsperson in den umliegenden Dörfern.

Bücher und Handschriften für Messe und Gebet waren eine wichtige Grundlage des Ordenslebens, sie waren für die Verbreitung und Einhaltung der Regeln unverzichtbar. Eine Besonderheit bildete daher die im 16. Jh. nachgewiesene Schreibwerkstatt im Kloster, eine Kunst, die man bislang nur den Mönchen zuschrieb. 1515 zog Geirtruyt Luchelgen aus Münstereifel als Laienschwester ins Kloster ein, um dort ihre Schreibkunst einzubringen und weiterzugeben. Erhalten ist im Nationalmuseum Prag ihr handgeschriebenes, illuminiertes Gebetbuch.
Weiterhin bewahrt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin sieben Chorbücher mit reicher Initialmalerei, die die Zisterzienserin Katharina von Weyer 1562 im Kloster Schweinheim anfertigte. Eine der Initialmalereien zeigt eine Nonne am Schreibpult. Bis zu zwanzig Zisterzienserinnen, Laienschwestern und Handwerker lebten im und in den um das Kloster gelegenen Gebäuden. Die letzte und erste nichtadlige Äbtissin war die Apothekerstochter Maria Barbara Lagrange aus Prüm. Sie und die elf noch verbliebenen Ordensfrauen mussten 1802 das Kloster verlassen, Inventar und Güter waren an die Franzosen abzugeben. Den Nonnen blieb nur der Rückzug ins Private, versorgt mit einer bescheidenen Pension.
Heute sind vom Klostergebäude noch die Wohnung der Äbtissin mit der Inschrift 1726 und die des Vaterabtes erhalten. Die kostbaren sakralen Ausstattungsgegenstände wurden nach der Säkularisation in mehrere Pfarreien zerstreut.
Kopfbild: Außenansicht, Kloster Schweinheim GmbH