Von der „NS-Musterschäferei“ zum Frauenkloster

Am 24. März 1952 kaufte die Trappisten-Abtei Mariawald bei Heimbach von der Gemeinde Dahlem die ehemalige „Reichs-Schäferei“ auf der Dahlemer Binz. Diese war 1935 von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt als „Musterschäferei“ angelegt worden. Die Schäferfamilie hielt dort über 300 Mutterschafe und betrieb Landwirtschaft. Direkt angrenzend entstand 1938 im „altgermanischen Stil“ ein
sogenanntes NSV-„Erholungsheim“.
Auf den erworbenen 70 Morgen Land und den aufstehenden Gebäuden sollten niederländische Trappistinnen (Ordenskürzel: OCSO), deren Orden zu den strengsten in der katholischen Kirche gehört, ein wirtschaftlich autarkes, abgeschiedenes Leben führen können.
Als Namen für die Neugründung des ersten und in Deutschland einzigen Frauenkloster der Trappistinnen wählte man: „Maria Frieden“.
Das Leben einer Trappistin
Nach den Regeln des hl. Benedikt von Nursia nimmt das Gebet den größten Teil des Tages ein, der für eine Trappistin im Sommer um 4 Uhr, im Winter um 3 Uhr beginnt. Sie verbringt 6-8 Stunden im Gotteshaus. Mit Komplet und Angelus geht der Tag im Sommer um 20 Uhr, im Winter um 19 Uhr zu Ende. Die übrige Zeit arbeitet sie im Haus, in den Ställen, im Garten, auf dem Feld, in den handwerklichen Betrieben oder stellt Verkaufsprodukte – wie den bekannten Klosterlikör – her. Die wenige freie Zeit steht für Studium, Lesen und Spaziergänge innerhalb der Klostermauern zur Verfügung. Sie ernährt sich genügsam und verzichtet auf Fleisch. Sie besitzt so gut wie keine persönlichen Gegenstände. Die Trappistin übt Schweigen, um mehr auf Gottes Stimme hören zu können. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1965 wurden die Regeln etwas gelockert.
Maria Frieden – Ein Ort der Stille

Im Dezember 1952 hielten die vier ersten Schwestern aus der Abtei Koningsoord bei Tilburg (NL) ihren Einzug. Drei Patres aus Mariawald leisteten Starthilfe beim Aufbau der Landwirtschaft. Im Laufe des Jahres 1953 sandte das Mutterhaus noch weitere 14 Schwestern nach Maria Frieden, die dann bei einer Gründungsfeier am 8. Dezember in die klösterliche Klausur eingeführt wurden. Zu den Gründungsschwestern gehörte Sr. Dominica Barten (geb. 1924 in Beugen, NL), die 68 Jahre lang im Kloster lebte und 2020 verstarb. 1955 wurde Maria Frieden vom Generalkapitel zur Abtei erhoben und löste sich vom holländischen Mutterhaus; Sr. Pauline de Reuver wurde zur ersten Äbtissin auf eine sechsjährige Amtszeit gewählt.
Dank privater Unterstützung und finanzieller Hilfe durch Mariawald konnte die Klosteranlage mit Strom, Wasser und einem Telefonanschluss versorgt sowie im Parterre ein Gästehaus – als Verbindung und Zugang zur Außenwelt – und die Abteikirche (1956-58) errichtet werden. Da der Orden keine Begrenzung der Anzahl der Nonnen vorschreibt, bot die Klosteranlage in den 1950er und 1960er Jahren bis zu 40 Schwestern einen Rückzugsort.

Zwei Tochtergründungen gingen von Maria Frieden aus: 1971 die Klause Egg in Heiligenberg (Bodenseekreis) und 1984 das Kloster Gethsemani in der Nordpfalz.
Im Jahr 2003 lebten in Maria Frieden noch 23 Trappistinnen aus mehreren europäischen Ländern, die sich nach z.T. erfolgreichen Karrieren in Wissenschaft und Wirtschaft oder als Witwe für dieses stille, abgesonderte Leben entschieden hatten. Doch die Gemeinschaft, in der man bis ins hohe Alter und bei Krankheit füreinander da ist, wurde von Jahr zu Jahr kleiner.
2022 zogen die noch verbliebenen Nonnen unter der Leitung von Äbtissin Maria Gratia in das Kloster Steinfeld um. Den Unterhalt der Abtei konnte sich der Orden nicht mehr leisten und ein autarkes, sehr bescheidenes Leben der Schwestern war nicht mehr sichergestellt.
Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz erwarb die Klosteranlage und verändert sie baulich, um dort einen Ort für wohnungslose Frauen in Notlagen zu schaffen.
Kopfbild: Luftaufnahme der Abtei Maria Frieden, Foto: Gemeinde Dahlem