Maria Rast in Kreuzweingarten: Müttererholung bei den Schönstätter Marienschwestern

Gartenansicht von Maria Rast, Foto: Gabriele Rünger

Von Haus Broich zu Maria Rast

Der Kölner Unternehmer und Schriftsteller Max von Mallinckrodt erbaute 1899 ein schlossartiges Herrenhaus in barocken Formen auf dem Hang westlich des alten Broicher Hofs in Kreuzweingerten mit weitem Blick in die Antweiler Senke. Sein Wappen und das seiner Frau, Cordelia Merrem, zieren bis heute den Haupteingang des Hauses Broich. Silvester 1944 wurde das Haus durch Bomben der Alliierten schwer zerstört und war unbewohnbar.

Es war ein Glücksfall, dass sich die Schönstätter Marienschwestern 1947 für das ruinierte Gebäude interessierten, um dort eine Niederlassung für ihre neugegründete norddeutsche Provinz einzurichten. Sie kauften das Haus, bauten es wieder auf und benannten es 1948 in „Maria Rast“. Die kleine Kapelle entstand 1952, weitere Um- und Anbauten erfolgten in den Folgejahren.

Das Müttergenesungswerk

Das Müttergenesungswerk wurde 1950 von der Ehefrau des ersten Bundespräsidenten, Elly Heuss-Knapp, gegründet. Die Jahre des Krieges und der Nachkriegszeit waren verheerend für viele Frauen gewesen. Sie waren Kriegswitwen oder Ehefrauen heimkehrender Soldaten, Heimatvertriebene und Trümmerfrauen. Durch die Abwesenheit der Männer und erlebte Kriegstraumata waren die Frauen zwar sehr selbständig geworden, aber auch müde. Der Begriff „Burn-out-Syndrom“ war zu dieser Zeit noch nicht erfunden.

Bis heute sind es meist die Mütter, die sich um Beruf, Haushalt, Kinder und pflegebedürftige Angehörige kümmern – eine erschöpfende Mehrfachbelastung. Das auf Spenden basierende Müttergenesungswerk unterstützt finanziell die ärztlich verordneten Erholungskuren.

Ruhe für Mamas Seele

Schon bald stellte sich heraus, dass das Haus „Maria Rast“ für den angedachten Zweck zu klein und nicht zentral genug gelegen war. Die Schwestern verlegten deshalb das Provinzialat nach Borken. Bald nachdem das Deutsche Müttergenesungswerk ins Leben gerufen wurde – ab 1953 -, war Maria Rast eines der Häuser, in denen Mütter in einer dreiwöchigen Kur zur Ruhe kommen konnten.

Die Schönstätter Marienschwestern, die einem Säkularinstitut (einer geweihten Weltgemeinschaft, 1926 durch Pater Josef Kentenich gegründet, 1947 kirchenrechtlich anerkannt) angehören, erwiesen sich mit ihrem Gottvertrauen, Mut und Kreativität als prädestiniert, den überanstrengten Müttern eine ganzheitliche Rehabilitation zu gewähren. 30 bis 40 Frauen bot das Haus Platz; damit zählte Maria Rast zu den kleinen, intimen Müttererholungsheimen und machte so eine individuelle Betreuung möglich.

Distanzierung vom Alltag war die Vorbedingung des Heilerfolges: Bei Kneippkuren in der hauseigenen Kneipp-Abteilung sorgte eine dazu speziell ausgebildete Schwester für eine fachgerechte Anwendung, eine Diätköchin ümmerte sich um gesunde Ernährung, Frühgymnastik, Wandern, kreative Bastel- und Werkkurse, Musik hören und Musizieren, Ausflüge und Theaterbesuche in Euskirchen oder einfach nur in der Sonne liegen standen auf dem Programm der Kur. Eine Ärztin bot regelmäßige Sprechstunden und für die therapeutische Begleitung sorgten die Schwestern in Einzelgesprächen.

Ab 1975 gab es auch Kuren für Mutter und Kind. Zwei- bis dreimal im Jahr luden die Schwestern ihre „Ferienmütter“ nach der Kur für ein Wochenende ein. Die Zahl der Gäste bewies die Beliebtheit des Hauses.

Bis 1980 wurde das Haus „Maria Rast“ speziell für die Müttererholung genutzt. Heute ist es Bildungsstätte mit Seminaren und Veranstaltungen, die vielen Menschen die Möglichkeit bietet, zur Mitte und Sinnhaftigkeit ihres Lebens zu finden.

Kopfbild: Gartenansicht von Maria Rast, Foto: Gabriele Rünger

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