Bad Münstereifel — ein Ort der Mädchenbildung: Ursula Scheeben (1818 – 1909) und das Salvatorkloster

Die Lehrerinnen-Bildungsanstalt, Postkarte aus Privatbesitz

Das Karmelitessenkloster als Schulgebäude

Frauenort 3: Karte

Das Kloster wurde 1769/70 vom Orden der Karmelitessen erbaut und unter Napoleon enteignet. 1802 kam der Gebäudekomplex dann in städtische Hand und wurde 1831 den Schwestern von St. Salvator als Kloster und Schulhaus überlassen. Einen Gebäudeteil nutzte weiterhin die städtische Verwaltung.

1879 mussten die Schwestern die Schule aufgeben. Von der Stadt wurde eine neue Lehrerinnenbildungsanstalt eröffnet.

Ab 1921 kamen die Salvatorschwestern zurück und richteten im Gebäude eine Mittelschule, ab 1957 ein Mädchengymnasium ein.

Heute beherbergt es eine Grundschule.

Die jahrhundertealte Tradition von Mädchenbildung in Münstereifel

Münstereifel kann sich rühmen, seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durchgängig eine Mädchenschule zu haben. Die Stifterin Margret Lynnerie hat für Mädchen eine elementare und religiöse Bildung begründet. Mit der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft stiegen die Bildungsansprüche. Im 19. Jahrhundert war es die Ausbildung zur Lehrerin, die mit der Einführung der Schulpflicht notwendig wurde, aber auch jungen Frauen die Chance auf einen standesgemäßen Beruf und ein selbständiges, wenn auch gezwungenermaßen eheloses Leben bot.

Mädchenschule, Pensionat und Lehrerinnenbildung St. Salvator

Nach der Zusammenlegung der beiden Münstereifeler Mädchenschulen „Zum Salvator“ und „Zum Namen Jesu“ unterrichteten fünf Lehrjungfrauen im nun „Salvatorkloster“ genannten Gebäude ca. 160 externe Schülerinnen und einige Internatsschülerinnen. Mit dem Eintritt der als Lehrerin ausgebildeten Ursula Scheeben in die Gemeinschaft 1842 und der Übernahme der Leitungsfunktion durch sie 1854 verbesserte sich die Unterrichtsqualität deutlich.

Ursulinenkloster, Postkarte aus Privatbesitz
Ursulinenkloster, Bild: Postkarte aus Privatbesitz

Dadurch stieg sehr schnell die Zahl der Schülerinnen ebenso wie die Nachfrage nach Plätzen für Pensionärinnen nach der Regelschulzeit. Außerdem baten immer mehr junge Frauen um Aufnahme in den Konvent der Lehrjungfrauen. Mit pädagogischer Weitsicht und enormer Tatkraft entwickelte Sr. Ursula innerhalb des Pensionats einen Ausbildungsgang für zukünftige Lehrerinnen. Um den nötigen Raum im eigenen Gebäude zu erhalten, ließ sie am Klosterplatz aus eigenen Mitteln das „Neue Rathaus“ erbauen, in das die Stadtverwaltung 1872 umzog.

Wenig später begann der Kulturkampf, und die Salvatorschwestern gingen 1879 mit 20 Pensionärinnen ins Exil nach Roermond. Dort schlossen sie sich mit Ursulinen aus Düsseldorf zusammen unter dem Namen „Ursulinen von St. Salvator“ mit der General-Oberin Ursula Scheeben.

1921 kehrten die Schwestern nach Münstereifel zurück und nahmen die Mädchenbildung wieder auf, zuerst im Lyzeum mit Internat und Haushaltungsschule, seit 1957 im St.-Angela-Gymnasium, das seit 1969 koedukativ arbeitet. 1976 verließen die letzten Ursulinen von St. Salvator Bad Münstereifel.

Kopfbild: Die Lehrerinnen-Bildungsanstalt, Postkarte aus Privatbesitz

Nach oben scrollen