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Vortrag: „Wir Negativen. Kurt Tucholsky und die Weimarer Republik“
24. September 2019 @ 18:00 – 19:00
Dienstag, 24.09.2019
18:00 Uhr Vortrag und Lesung im Casino
Günther Rüthers Buch „Wir Negativen“ ist eine politische Biografie Kurt Tucholskys und stellt Fragen nach der intellektuellen Position in gesellschaftlichen Krisenzeiten. In der von Wider-sprüchen zerrissenen Weimarer Republik ist der linksdemokratische Patriot, glaubenslose Jude und in nahezu allen Genres stilsichere Vielschreiber längst reduziert auf einschlägige Zitate wie „Soldaten sind Mörder“ oder „Satire darf alles“. In Günther Rüthers Buch „Wir Ne-gativen. Kurt Tucholsky und die Weimarer Republik“ kommt der politische Intellektuelle ins Bild, „ein hellsichtiger Schwarzseher“, dessen Realitätswahrnehmung freilich auch blinde Fle-cken aufwies.
Zu Beginn der Weimarer Republik war Tucholsky noch rätekommunistisches Abenteurer und engagierte sich für die USPD, dann jedoch unter dem Eindruck des schier unaufhaltsamen Rechtsrucks der Weimarer Republik und der Indifferenz der bürgerlichen Mitte rückte er immer weiter nach links (außen), wo für den anarchischen Herzenssozialisten freilich auch keine Heimat war. Das Ende der Geschichte ist bekannt – die Paralysierung des Parlamentarismus schon lange vor dem 30. Januar 1933, Tucholskys Exil in Schweden und sein Selbstmord 1935.
„Man hat uns zu berücksichtigen“, schrieb Tucholsky in der Endphase der Weimarer Republik. „Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir. Und in allen Gegensätzen steht – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“
Der emeritierte Politikwissenschaftler Rüther, als ehemaliger leitender Mitarbeiter der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, macht in seinem Buch keinen Hehl aus seiner Grundsympathie und Zuneigung für Tucholsky und behauptet, dass die damaligen Konflikte in modifizierter Form inzwischen längst wieder aktuell sind.
Referent: Prof. Dr. Günther Rüther
Eintritt frei