Geschichte im Kreis Euskirchen, Jg. 10
Preis: 5,00 €
Über die Publikation:
„Geschichte und Mythos“ – lautet der Untertitel der Veröffentlichung wie der Ausstellung über Chlodwigs Schlacht bei Zülpich. Er deutet die Spannbreite eines Vorgangs an, der als Faktum in den Einzelheiten umstritten ist, dessen Tragweite und Wirkung aber auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene nicht hoch genug eingeschätzt werden können.
Dem Geschichtsschreiber Gregor von Tours zufolge soll der Frankenkönig Chlodwig seinen Sieg über die Alemannen im Jahr 496/7 mit einem Bekehrungsversprechen verbunden haben. Die anschließende Taufe des Herrschers und seiner Gefolgschaft vollzog der Bischof Remigius von Reims. Diese Ereignisse begründeten ein fränkisches Großreich, das durch die Übernahme des römisch-katholischen Christentums die Voraussetzung für das mittelalterliche Abendland schuf. Die Gestalt des ersten fränkischen Großkönigs, seine Taufe und die Örtlichkeit TolbiacumlZülpich haben in den späteren Jahrhunderten bedeutende Spuren hinterlassen. Bei der Entwicklung des westfränkischen Reiches zum französischen Nationalstaat wurde Chlodwig seit dem hohen Mittelalter zur sakralen Gründerfigur stilisiert. In der Neuzeit wurde sie in Frankreich zu einem politisch-propagandistischen Werkzeug – innenpolitisch, aber besonders in den Außenbeziehungen zu Deutschland. Das Chlodwigbild geriet in den Sog nationalistischer Klischees und wurde stellenweise zum Gradmesser, an dem der Stand der deutsch-französischen Beziehungen abzulesen war.
Die Veröffentlichung hat sich ein zweifaches Ziel gesetzt: Sie will zum einen das heutige Wissen um die Schlacht und Taufe Chlodwigs wiedergeben und in ihren geschichtlichen Zusammenhang einbetten. Die Publikation will zum anderen herausarbeiten, wie die publizistisch-literarische, die künstlerische und wissenschaftliche Auseinandersetzung um die Persönlichkeit Chlodwigs von den politischen und geistigen Strömungen der jeweiligen Epoche beeinflußt worden ist. Ein Schwerpunkt der Untersuchung gilt der politisch-ideologischen Wirkung des Ereignisses. Neben den Überblick über die französische Rezeption, der erstmalig ein für das deutsche Publikum weitverstreutes Material zusammenfaßt, tritt der Versuch, schwerpunktartig die lokale und rheinische sowie deutsche Chlodwigtradition zu untersuchen.
Bildnachweis: ©gemeinfreie Abbildung des Gemäldes von Ary Scheffer via Wikimedia