Das St. Antonius-Hospital in Schleiden: Eine Stiftung der Adeligen Ludmilla von Arenberg

Das frühere Antonius-Hospital, Am Markt, Schleiden

Das St. Antonius-Hospital

Das Haus „Am Markt“ kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Graf Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden ließ das Gebäude 1526 ursprünglich als Armenhaus errichten. Nach einem Stadtbrand im Jahr 1603 musste das Bauwerk neu errichtet werden, zu dieser Zeit bot es Platz für zwölf arme Kranke.

Als 1853 das Hospital modernisiert werden sollte, unterstützte Ludmilla von Arenberg Bauvorhaben und Neuorganisation gleich einer privaten Stiftung. Das Haus erhielt nun den Namen St. Antonius-Hospital und entwickelte sich bis zu seiner Kriegszerstörung 1944 zu einem mittelständigen Krankenhaus. Nach dem Wiederaufbau diente das Gebäude medizinischen und öffentlichen Zwecken. In den Jahren 1966-69 baute man ein neues Krankenhaus in Schleiden, Am Hähnchen.

Adeliges Selbstverständnis und weibliche Wohlfahrtspflege

In der Chronik der Bürgermeisterei Schleiden vermerkte Bürgermeister Kettner anlässlich der Einweihung des Hospitals im Jahr 1856:

Der im Jahr 1853 durch den Herzog von Arenberg zu Brüßel begonnene Hospital-Bau wurde (…) vollendet und den Schwestern des heiligen Boromaeus zur Verpflegung armer Kranken aus der ehemaligen Grafschaft Schleiden am 16ten October übergeben.

Bei der Einführung lobte er „die hohe Wichtigkeit der Anstalt und Mildthätigkeit Seiner Durchlaucht des Herzogs von Arenberg (…).“ Dass die treibende Kraft dieser Mildtätigkeit die Ehefrau des Herzogs von Arenberg, Ludmilla, war, wurde zeittypisch nicht erwähnt. In ihrem Engagement mischte sich das tradierte Rollenverständnis des Adels mit der neu aufkommenden Bedeutung von Frauen in der Wohlfahrtspflege.

Die Stifterin – Ludmilla von Arenberg, geb. Lobkowitz (1798-1868)

Ludmilla von Lobkowitz wurde 1798 unweit von Prag geboren. Die Familie gehörte zu den ältesten hochadeligen Adelsgeschlechtern Böhmens. Schon ihr Vater zeichnete sich durch die Unterstützung und Leitung von Wohlfahrtsvereinen aus, um die zunehmende Armut der Bevölkerung zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die durch die Napoleonischen Kriege und viele Naturkatastrophen bedingt war, zu mildern. So gehörte die Förderung der Wohlfahrt für Ludmilla zu den selbstverständlichen Aufgaben eines Fürsten.

Im Jahr 1819 heiratete sie Prosper Ludwig, Herzog von Arenberg, und zog ins Brüsseler Palais derer von Arenberg. Das Ehepaar förderte durch Geldspenden zahlreiche Krankenhausbauten, wobei Ludmilla nicht nur Verwaltungsaufgaben übernahm, sondern selbst Kranke pflegte. Als 1853-56 in Schleiden, das vor der französischen Revolution zur Herrschaft Arenberg gehörte, ein bestehendes mittelalterliches Hospital modernisiert werden sollte, setzte sich Ludmilla persönlich für das Bauvorhaben ein und betrachtete das St.-Antonius-Hospital als ihre „Privatanstalt“.

Drei Schwestern der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Borromäus in Trier sollten 16 Arme unentgeltlich pflegen. Ludmilla entschied persönlich, wer zur Einweihung des Hospitals eingeladen werden sollte.

Wer dort aufgenommen werden wollte, musste einen Antrag an die Arenberger Verwaltung in Schleiden richten. Ludmilla kümmerte sich um alle Belange des Krankenhauses, erhielt den jährlichen Rechenschaftsbericht, die Belegungs-, Genesungszahlen und die Sterbequoten, um aus ihrer „Privatanstalt“ ein Vorzeigeprojekt zu machen. So wurde sie zum Vorbild für weibliches Engagement in der Wohlfahrt und zur Brückenbauerin zwischen adeliger landesherrlicher Fürsorge für Arme und Kranke und der neuen selbstbewussten Rolle der Frauen in der Sozialhilfe im 19. Jahrhundert.

Kopfbild: Das frühere Antonius-Hospital, Am Markt, Schleiden, Foto: Gabriele Rünger

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